Die Jenischen sind ein uraltes indoeuropäisches Volk im Herzen Europas, das seit
über 2000 Jahren immer wieder diskriminiert,
bedroht und verfolgt wurde. Sie leben
meist unerkannt am Rand unserer Leistungsgesellschaft.
Sie selbst bezeichnen
sich als europäische Nomaden, die im Gegensatz zu Sinti und Roma direkt von den Kelten abstammen.
Gegenüber Nicht-Zigeunern, den Gatsches, sind sie
misstrauisch. Es hat einige Zeit gedauert, bevor ich das Vertrauen
meiner
Gesprächspartner gewinnen konnte. Ich habe ihnen versprochen, es nicht zu
missbrauchen.
Hier ist das Ergebnis meiner mittlerweile siebenjährigen Recherche. Mein Dank gilt
den zahlreichen Ungenannten, die mich dabei unterstützt haben.
Ein Beitrag zur Rheinischen Kulturgeschichte
von Ulrich Siewers
Bensch an
gwanter schein!
Das ist Jenisch und bedeutet
"Ich wünsche Euch einen Guten Morgen"
Es soll in der
Eifelregion noch wenige Orte geben, in denen Gemeinschaften leben, die untereinander diesen für
Uneingeweihte
unverständlichen „Dialekt“ sprechen. Diese Leute nennen sich
selbst Jenische und ihre Sprache Jenisch. Wegen ihrer
teils nomadischen,
teils halbsesshaften Lebensweise wurden sie bis in die jüngste Vergangenheit oft als „weiße
Zigeuner“ bezeichnet. Jenisch, was so
viel bedeutet wie "klug, gescheit, wissend", bot
ihnen über Jahrhunderte wirksamen Schutz vor den «Gatschis» und «Racklos», den Sesshaften.
Doch die Jenisch sprechenden Eifler werden von Jahr zu Jahr weniger. Und mit dem Verschwinden der ohnehin kaum bekannten
Sprache verschwindet vielleicht schon bald ein Stück rheinischer Kulturgeschichte, bevor sie überhaupt als solche in der
Öffentlichkeit wahrgenommen wird.
Fahrendes Volk
Als "Fahrendes Volk" oder als Jenische bezeichnen die alteingesessenen Eifler meist wandernde Händler (Hausierer),
die als Kessel- und Schirmflicker, Korb- und Bürstenmacher, Scherenschleifer oder Schausteller
im Land unterwegs waren und ihre Waren oder Dienstleistungen feilboten. Den
Winter verbrachten ihre Familien in ihren Heimatdörfern, um neue Waren zu produzieren oder zu beschaffen und
die nächste „Reis“ vorzubereiten. Zu den bekanntesten Orten gehörten Speicher, Niederkail und Landscheid im Wittlicher Land sowie Neroth bei Daun. Auf ihren ausgedehnten
Reisen, teils zu Fuß oder mit Pferdewagen, teils mit der Bahn und per Lkw,
gelangten jenische Händler aus der Eifel in alle Gegenden Mitteleuropas. Und
sie waren auch oft willkommen. Zwar war die Landbevölkerung gegenüber jedem
Fremden stets abweisend und zurückhaltend, aber schließlich hatten die reisenden
Händler ja auch Neuigkeiten zu erzählen und oft ganz praktische Waren im
Angebot.
Ambulante Händler
Seit dem 16. Jahrhundert ist das ambulante Handelswesen mit Keramik- und Irdenware in der Südeifel aktenkundig.
Die "Landgänger" wanderten zu Fuß bis an den Rhein, um Teller, Töpfe und Tiegel an den Mann zu bringen.
Zunächst trugen sie die Waren in einem speziellen Weidenkorb auf dem Rücken, den man als "Hotte" oder "Kutz" bezeichnete.
Manche findigen Hausierer
vergrößerten ihren Warenvorrat, indem sie Handkarren oder Hundewagen mit sich
führten, die mit
Gebrauchsgeschirr aus Steinzeug gefüllt waren. Daher kommt die
alte Bezeichnung "Kärrner" oder "Hunnier". Manche besaßen
auch Esel, auf deren Rücken neben den beidseitig angebrachten Transportkörben auch die persönlichen Reiseutensilien Platz fanden.
1663 wurde der Hausierhandel
im
Kurtrierischen
durch eine landesherrliche Anordnung verboten, weil dieser Handel angeblich den
Jahr- und
Wochenmärkten schadete. Das Verbot wurde 1687 und später mehrfach erneuert. Damit
konnten die Landgänger ihr
steinernes Geschirr nicht mehr, wie
vorher, mit der "Hotte" oder in kleinen Wagen in die umliegenden Eifelorte, an die Mosel oder
in den Hunsrück bringen. Sie verlegten ihr Absatzgebiet daher mehr und mehr
in Gebiete außerhalb von Kurtrier, soweit sie das
erlassene Hausierverbot nicht
umgehen konnten.
Die Not machte erfinderisch
Die katastrophalen wirtschaftlichen Verhältnisse und die damit verbundene Existenzbedrohung im frühen 19. Jahrhundert bewogen ganze Dörfer, der Eifel
für immer den Rücken zu kehren und auszuwandern. Auch die Bewohner des Dörfchens Neroth, zwischen Daun und Gerolstein gelegen, standen vor
dieser schweren Entscheidung, zumal damals eine Feuersbrunst einen großen Teil das Dorfes zerstört hatte.
Dass das Dorf nicht aufgegeben werden musste, haben
die Nerother dem Theodor Kläs zu verdanken, der 1832 auf der Suche
nach Arbeit
in die Slowakei kam und dort das Handwerk des Drahtbinders erlernte. Im Verlauf
seiner Reise kam er mit Hausierern
in Kontakt, die Erfahrung im Verkauf
selbstgemachter Drahtwaren hatte. Mit diesem Wissen kehrte er zurück in die
Heimat. Dank
seines Einfallsreichtums und seines pädagogischen Geschicks
produzierten die Nerother kurze Zeit später allerlei Gegenstände
des täglichen Bedarfs.Berühmt wurde der Ort vor allem durch sein wichtigstes Produkt, die Mäuse- und
Rattenfallen. Die Drahtwarenproduktion in Neroth endete erst 1979.
Hauptsächlich von Frauen wurden diese Gegenstände in
Heimarbeit hergestellt. Die Männer zogen als fahrende Händler hinaus und
verkauften die Fallen,
Schneebesen und praktischen Drahtkörbchen überwiegend an
die ländliche Bevölkerung. Dabei gelangten die „
Mousfallskrämer
“, wie man sie
nannte, bis weit über
die Grenzen des heutigen Deutschlands hinaus nach Ostpreußen,
Polen und Böhmen. Es ist bekannt, dass sie sich zur Verständigung untereinander
einer
Geheimsprache bedienten, dem Jenisch. Vermutlich gab es unter den Reisenden Jenische, denn ihre relativ schwierige Sprache stand in keinem Buch und wurde an
keiner Schule gelehrt...
Misstrauen und Neid bei den alteingesessenen Bauern
Die
alteingesessenen Nerother Bauernfamilien wollten von Mausefallen und Hausierern nichts
wissen, obwohl sie genau so arm waren wie die "reisenden" Dorfbewohner.
Vermutlich
hatten die Hausierer sogar mehr flüssiges Geld als die Bauern, denn im kleinen Dorf Neroth gab es zahlreiche Wirtshäuser, wo sie es für Bier und
Branntwein reichlich ausgaben. Dieser "liederliche" Lebenswandel war den Etablierten stets ein Dorn im Auge, wenngleich der tägliche Genuss von Branntwein
in früherer Zeit in der Eifel Gang und Gäbe war...
„Das war mit ein Grund dafür, dass man den
Hausierern ein gewisses Misstrauen entgegenbrachte. Sie waren auf sich selbst
gestellt, lernten die weite Welt kennen
und waren der »Kontrolle« der Familie
entzogen. Manchmal haben sie sich durch Aufschneiderei selbst um den Ruf
gebracht. Außerdem verständigten sie sich
untereinander in einer Sprache, die
für andere vollkommen unverständlich war“
, vermutet der Nerother
Heimatforscher Siegfried Stahnke im
Jahrbuch
des
Kreises Daun von 1985.
Die "Hoalejäns" aus dem Kailbachtal
Nicht alle Jenisch sprechenden Eifler oder deren Nachkommen aus dem Kailbachtal wollen mit den jenischen "Reisenden" in Verbindung gebracht werden (s. Dialog am
Ende des Beitrags). Der offizielle
Bundesverband
der
jenischen
Volkgruppe
in Deutschland
e.V. behauptet, die Jenischen stammen in direkter Linie von den Kelten ab,
jenes Volk, das den Süden der Eifel bevölkerte. Gerade das Kailbachtal gilt als Kerngebiet der treverischen Kelten. In Landscheid ist man stolz auf eines ihrer
bemerkenswertesten Baudenkmäler, die "
Anfang des 20. Jahrhunderts schrieb der Eifel-Autor Viktor Baur:
„Hoalejäns hießen die
Landscheider Wagenzüge
im Eifeler Volksmund, der sie sinnig mit den
Kranichzügen vergleicht, die im Frühjahr über die Eifelberge
kommen und im
Herbst wieder im langsamen Flug nach Süden ziehen.“
Von Viktor Baur stammt auch die nachfolgende Schilderung:
„ Sobald die
schlimmsten Märzwetter
in der Eifel ausgetobt, dann rüsten die fahrenden
Händler zur Ausfahrt. Die schulpflichtigen Kinder
bleiben während des Sommers
bei Verwandten und Ortsleuten. Es ist ein malerisches Bild, wenn
die hohen
Wagen, mit bunten Segeltüchern überspannt, oft in Reihen bis zu 12 Stück
hintereinander,
die Eifeler Straßen passieren....“
>>>
mehr
Einer der beiden letzten reisenden Händler aus
Landscheid heißt Josef Bayer. Mit seinem "Kaufhaus auf Rädern", der "Schurch", ist er
noch immer im Saarland unterwegs.
Eine beeindruckende Reportage über sein aussterbendes Gewerbe sendete der Südwestrundfunk in seinem 3. Fernsehprogramm am 4. November 2008 in der Sendung "Schlaglicht".
Mehr über das ambulante Gewerbe in Niederkail gibt auf der Homepage der örtlichen
Freiwilligen Feuerwehr
Eigene Sprache
Die Jenischen werden häufig auch von offiziellen Stellen
auch heute noch irrtümlich mit den Sinti und Roma in
Verbindung gebracht. Über ihre Sprache, das "Jenische Idiom", gibt es viele höchst widersprüchliche Aussagen.
»Die Jenischen als Leute und das Jenische als Sprache
tauchen zwar auch schon im 16. Jahrhundert als Randnotizen d
er Chronisten auf.
Sie waren aber offenbar immer schwieriger eindeutig zu
identifizieren als z.B. die Roma, waren offenbar
weniger
"augenfällig", weshalb sie oft einfach in den allgemeinen
Beschreibungen des Bettelvolkes, der Diebe und
des übrigen Gesindels ohne
namentliche Erwähnung mitgezählt wurden. Wir Jenischen heute müssen uns also
dagegen
wehren, dass unsere Sprache einfach mit dem Rotwelsch gleichgesetzt wird,
im Extremfall gar neueste Rotwelsch-Bücher
sich mit dem Titel "jenisches
Wörterbuch" schmücken!«
kritisiert der
Fäberer, ein engagierter Jenischer aus der Schweiz,
auf seiner
Homepage
die
mangelhafte Differenzierung in der Öffentlichkeit.
Die Berliner Morgenpost berichtete 2001
darüber
„Gleichwohl
teilten die
Jenischen mit den so genannten Zigeunern das Schicksal des
Außenseiters in der Fremde, zumal sie oft auch die gleichen,
gesellschaftlich
nicht hoch angesehenen Berufe ausübten“.
Schirmflicker unterwegs um 1890
(Bild: Wikimedia)
Mehr zu diesem Thema und als Hintetgrund zu den aktuellen Diskussionen über die "Jenischen in der Eifel" finden Sie u.a. >>>
hier
Tod im KZ
Als Mitte der 1930er Jahre die deutschen Nationalsozialisten
ihre
„Maßnahmen zur Bekämpfung der Zigeunerplage“
umzusetzen begannen,
richteten sich diese nicht nur gegen Sinti und Roma, sondern zugleich gegen die „nach
Zigeunerart umherziehenden Landfahrer“, womit die Jenischen gemeint waren.
Viele von Ihnen wurden verhaftet und gemeinsam mit Sinti und Roma in
Konzentrationslager verbracht Gerade bei den Jenischen reichte die
Rassendiagnose
„Zigeunermischling“
oft zum endgültigen Todesurteil.
„Anders
als bei der jüdischen Minderheit galten auf diesem Feld nationalsozialistischer
Forschung „Mischlinge“ als besonders gefährliche Krankheitserreger am
„deutschen Volkskörper“. Sterilisierung und physische Vernichtung als die
extremsten Formen nationalsozialistischer Rassenpolitik betrafen auch eine unbekannte
Zahl von Jenischen“
, findet man bei
WIKIPEDIA
. Nur wenige überlebten den
Auschwitz-Erlass“ Himmlers von 1942.
Auch nach dem Kriege erlebten die jenischen Händler schwere
Zeiten. Die krude Mär der Nazis vom „kinderraubenden Zigeuner“ und vom „vaterlandslosen
Gesellen“ beherrscht die Bevölkerung noch bis in unsere Tage. Schilder oder Fußabstreifer mit der Aufschrift „Betteln und Hausieren
verboten!“ verkünden an vielen Hauseingängen und Toren den ambulanten Händlern und Dienstleistern, dass sie im Land des
Wirtschaftswunders unerwünscht sind. Entsprechende Angebote findet man im Internet (s. Abbildung).
Stirbt mit der Sprache auch das Volk?
Lediglich auf Jahrmärkten und Volksfesten vernimmt man hie und da noch
die jenische Sprache. Hier ist das „Fahrende Volk“ heute daheim, betreibt
Losbuden, Autoscooter und andere Fahrgeschäfte.
„Es gibt noch einige namhafte jenische Schaustellerfamilien
im Rheinland“
, verriet mir kürzlich Albert M., der seinen Namen nicht
öffentlich preisgeben möchte, weil er mit „Gatschen“ über Vertrauliches
spricht. Sein Vater habe noch Jenisch gesprochen. Er selbst kenne nur noch ein
paar Sätze aus der Sprache seiner Väter.
Hinter den grellbunten Kulissen der Jahrmärkte wird immer noch Jenisch gesprochen
„Weil viele Jenische in sesshafte Familien eingeheiratet
haben, vor allem aber weil ihre traditionellen Erwerbszweige aussterben und
somit das Reisen unnötig wird, droht auch ihre Geheimsprache verloren zu gehen“
, so Klaus
Siewert, Präsident der von ihm ins Leben gerufenen Internationalen Gesellschaft
für Sondersprachen (IGS).
Hartz IV statt Zigeunerromantik
Die aktuelle Situation der Jenischen im Eifelraum hat mit
Zigeunerromantik und unabhängiger Lebensweise längst nichts mehr zu tun. Sie unterscheiden sich höchstens noch durch ihre jenische Sprache von der übrigen Eifelbevölkerung. Und oft ist auch die Sprache nur noch in Fragmenten lebendig.
Zahlreiche Jenische, meist
ehemalige Landfahrer, Korbflechter oder Schausteller (Berufsbezeichnung nach eigenen Aussagen), leben heute auf der untersten Stufe unseres Sozialsystems.
Analphabetismus, fehlende Ausbildung und damit verbundene berufliche und
soziale Perspektivlosigkeit sind weit verbreitet. Die oft kinderreichen
Familien leben von Hartz IV, schlagen sich als Schrottsammler und
Gelegenheitsarbeiter durchs Leben. Mancher hat bereits Knasterfahrungen gemacht.
Die Gesellschaft nimmt kaum Notiz von dieser
Entwicklung und die Medien scheinen das Thema bewusst zu meiden.Politisch korrekt eben....
Auch Albert M. lebt heute von Hartz IV. Er hat mir auch verraten, dass er jedes Jahr im
Frühling den Drang verspürt, auf die „Reis“ zu gehen und sich mit anderen
Landfahrern zu treffen. Und als er das sagte, fingen seine traurigen Augen an zu leuchten....
Ich würde mich freuen, wenn Sie Anmerkungen zu diesem
Beitrag schicken >
Kontakt
Frau S. aus Landscheid schrieb am 05.08.09:
Lieber Herr Siewers,
ihre Recherche über die Jenischen in der Eifel beinhaltet einen grundlegenden Fehler. Die "Jenischen" der Eifel sind nicht gleichzusetzen mit der Volksgruppe der Jenischen, die es z.B. in der Schweiz noch gibt! Diese Jenischen sind eine eigenständige ethnische Gruppe, die wohl auf Ehen von Zigeunern mit Nicht-Zigeunern zurück geht. Die "Jenischen" der Eifel haben mit diesen nichts gemeinsam, außer, dass sie ihren Rotwelschdialekt "Jenisch" nennen. Diese Bezeichnung ihrer Händlersprache hat den "Jenischen" aus Speicher, Niederkail und Landscheid den Namen gegeben und ist nur ein Synonym für einen von vielen Rotwelschdialekten, die es in alten Händlerdörfern gab. (z.B. auch bei den Sauerländer Sensenhändlern). Ich selbst bin aus Landscheid und Enkelin einer alten Händlerfamilie. Wir haben nichts mit der Volksgruppe der Jenischen gemeinsam außer ihrer Sprache. Diese haben meine Ururgroßeltern auf dem Handel (vielleicht von echtenJenischen oder anderem fahrenden Volk) gelernt bzw. aufgeschnappt. Aber die Eifeler Wanderhändler sind aus wirtschaftlicher Not heraus sind auf die Landstraße gegangen, nicht wie die echten Jenischen aus überzeugter Nichtseßhaftigkeit. Wenn Sie mehr zu diesem Thema wissen wollen, verweise ich Sie auf den Autoren Hermann Arnold, der als Kenner der Zigeuner und Jenischen Volksgruppen gilt und im Zuge seiner Forschungen auf das Rotwelsch in der Eifel und im Hunsrück gestoßen ist.
MfG
Meine Antwort:
Liebe
Frau S.,
herzlichen
Dank für Ihre Anmerkungen zu meinen Veröffentlichungen im
Internet.
Seien
Sie versichert, dass sie nicht leichtfertig ins Netz gestellt habe und dass ich
vorher gründlich recherchiert habe.
Bei
meinen Recherchen bin ich bereits auf
Hermann Arnold
verwiesen worden, dessen
„Wissenschaftlichkeit“ ich aber aus naheliegenden Gründen nicht akzeptieren
kann: Der „Sozialhygieniker“
Arnold war im 3. Reich freier Mitarbeiter von Dr.
Robert Ritter, dem Leiter der
"Rassenhygienischen und bevölkerungsbiologischen
Forschungsstelle"
. Ziel der Untersuchungen dieser
"Forschungseinrichtung" war unter anderem zu definieren, wer ein "Zigeuner" war.
Die Ergebnisse dieser „Arbeit“ bildeten die Grundlagen für den Genozid
an Roma
und Sinti.
Nach
1945 setzte der spätere Landauer Obermedizinalrat Dr. Arnold seine Arbeiten im
Geiste Robert Ritters fort und forderte noch 1972 rassistische Sondergesetze.
Seine „Werke“ „Die
Zigeuner - Herkunft und Leben der Stämme im deutschen Sprachgebiet“ und „Fahrendes Volk –
Randgruppen des Zigeunervolkes“ sprechen da eine deutliche Sprache. Ich zitiere
aus dem Buch „Auserwählte Opfer?“ von Wolfgang Wippermann: „... sind vor allem
die Machwerke des Landauer Obermedizinalrats Hermann Arnold zu nennen, in denen
der rassistische Charakter dieses Völkermords systematisch geleugnet wird und
Sinti und Roma als „Asoziale“, „Bastarde“, „Primitive“ und „Wildbeuter“ etc.
diffamiert werden......“
Nehmen
Sie es mir daher nicht übel, dass ich bei meinen Recherchen auf derartige
„Fachkenntnisse“ verzichtet habe.
Die
zahlreichen Zuschriften haben mir gezeigt, wie groß das Interesse am Thema
„Jenische“ ist. Ich kenne mittlerweile eine ganze Reihe jenischer „Eifelaner“,
deren Familien seit Generationen sesshaft sind und stolz auf ihre Herkunft sind.
Sie beziehen ihre Herkunft überwiegend auf
das jenische Idiom, ihre Sprache
(bzw. die ihrer Vorfahren). Deshalb
braucht man sich ja auch nicht zu schämen. Ich verweise an dieser Stelle
ausdrücklich auf die offizielle Sitemap des
JbiD
dem Offiziellen
JENISCHER BUND IN DEUTSCHLAND UND EURO
PA e.V.
und speziell dem dort veröffentlichten
Beitrag über die
Nerother Mausfallskräme
r
Ich
würde mich sehr freuen, wenn wir den begonnen Dialog weiterführen
würden.
Anmerkung:
Leider hat Frau S., die zur Zeit an ihrer Magisterarbeit zum hier aufgezeigten Themenkreis schreibt, den Dialog abgebrochen. Schade...
Oliver L. aus Luxemburg scheibt am 29.10.2010 dazu:
Qwanter Schein,
Ich bin Jenischer aus Luxemburg...Was die Frau ihnen
geschrieben hat, verstehe ich nicht. Ich komme aus einer Jenischen
Familie, die aus dem Elsass stammte und soweit ich weiss, auch durch meine
Kontakte mit Jenischen: In der Eifel gab und gibt es Jenische (also echte
Jenische). Deshalb verstehe ich nicht, dass die Frau behauptet es gäbe dort
keine und alle die Jenisch sprechen und früher Hausierer waren, hätten das nur
aufgeschnappt...
Sicherlich gab es solche, aber ich weiss zu 100% , dass es in
ganz Luxemburg, Deutschland und in den übrigen Ländern jenische Landfahrer
gibt...>>>
mehr
... er fügt hinzu:
Des Weiteren, so wird es uns
überliefert, ist das Rothwelsche aus dem Jenischen hervorgegangen! Das
Rothwelsch ist an sich die Bezeichnung der Mittelalterlichen Behörden gewesen um
das Jenische zu beschreiben...
17.08.2010
Aus Österreich erhielt ich in diesen Tagen eine
Zuschrift, über die ich mich sehr gefreut habe. Rudi S., selbst ein Jenischer,
schrieb:
"Ihren Artikel
zu den Jenischen begrüße ich, weil er fairer ist, als vieles andere, was über
sie dargestellt wird."
Er berichtete mir von sehr
erfolgreichen Geschäftsleuten.
"Es
gab und gibt auch heute noch stinkreiche Jenische:
z.B. sind die C&A-Gründer
Jenische
, schauen sie nach unter
"
Töddenhandel
"
.
Dort sind die Jensichen nach Holland gegangen, um ihre Ware zu verkaufen."
Und er fügt hinzu:
"Es
gibt Jenische im Justizdienst, es gibt jenische Richter, es gibt Jenische im
(österreichischen)
Bundesdienst. Nur werden sie es in der Öffentlichkeit nicht
zugeben. Die Jenischen wollten auch nie einen eigenen Staat. Die meisten
Jenischen wollten nur ihr Geschäft machen und ein schönes Leben führen. So wurde
und wird es zumindest in meiner Verwandtschaft bis heute noch gehandhabt."
Danke lieber Rudi für Deine Offenheit, die sicher
viele meiner Leser interessieren wird.....
Margaetha Sch. mich am 31.12.2011 gefragt, was mich bewegt habe, über die Jenischen zu schreiben.
Ich habe ihr u. a. geantwortet:
Was die Jenischen betrifft, so
möchte ich sagen, sind sie derzeit in einer absoluten Zwangslage (um die sich
natürlich die Öffentlichkeit und ihre politischen Vertreter nicht im Geringsten
kümmern): Die "Zigeuner von heute" sind in der Masse Roma aus den
Ländern des Balkan. Mit zum Teil aggressiver Bettelei, Trickdiebstahl und
allerhand Betrügereien haben sie beim "fahrenden Volk" für größte
Unsicherheit gesorgt.
Nicht etwa, dass ich den Jenischen
damit einen "Persilschein" ausstellen möchte. Auch manche unter ihnen sind in der
Vergangenheit immer wieder durch einen laschen Umgang mit den Gesetzen aufgefallen. Mit der Hausiererei, der angestammten Weise sich den Lebensunterhalt zu
verdienen, kann heute längst kein Sippenoberhaupt seine Familie ernähren.
Die Jenischen heute sind die wahren
Verlierer des 21. Jahrhunderts. Sie sind in der Regel schlecht ausgebildet, oft
sogar Analphabeten. Sie "mogeln" sich mehr schlecht als recht durchs
Leben, sind größtenteils auf Hartz IV angewiesen und leider
überdurchschnittlich häufig (meistens wegen Betrugs) vorbestraft. Ich weiß, wovon ich
berichte, denn ich war häufig genug in Familien mit jenischem Hintergrund sozial
beratend tätig.
Ich würde mich gerne mehr für diese
Volksgruppe einsetzen, aber das öffentliche Interesse ist gleich Null und die betroffenen
Familien meiden jegliche Form der Öffentlichkeit. Es ist ein Teufelskreis und
die Jenischen, allen voran ihr Bundesverband, werden letztlich die
Dummen sein...
Ich verweise an dieser Stelle ausdrücklich auf den Haftungsausschluss, wie er im
Impressum
deutlich zum Ausdruck gebracht wird.
Einen sehr schönes und beeindruckendes Musik-Video gibt es
>>>
hier
Den wenigsten Eiflern ist bekannt, dass es sich bei dem "Fahrenden Volk", von dem in vielen alten Berichten und Erzählungen die Rede ist, in Wirklichkeit wahrscheinlich um Jenische gehandelt hat.
Im Eifelkalender von 1955 erschien zu diesem Thema ein bemerkenswerter Beitrag von Dr.Viktor Baur mit dem Titel
"
Ausgestorbene Eifelberufe
"
Der Bund der Jenischen in Deutschland veröffentlichte im März 2007 einen Aufruf gegen die Diskriminierung des jenischen Volkes. Darin geht es u.a. um das Selbstverständnis einer europäischen Minderheit.
Pdf-Datei herunter laden
Interessante Hintergrundinformationen zu den "Mousfallskrämern" aus Neroth
gibt es bei >
GENERAL-ANZEIGER online